In der Münchner Boulevardzeitung tz erschien am 5. März 2017 ein umfangreicher Artikel zum Thema Schafkopfen mit dem Titel „Krach ums Karteln: Schafkopf-Runde fliegt aus Schelling-Salon“. Speziell geht es im tz-Artikel darum, dass immer mehr Lokale in München das Leben der Kartler nicht gerade leichter machen.
Schafkopfen im Schelling-Salon: Hier wird eine Gebühr fällig
So auch im Münchner Lokal „Schelling-Salon“. Dort verlangte der Wirt eine Gebühr in Höhe von sieben Euro fürs Schafkopfen mit eigenen Karten. Andere Kartenspiele kosten im „Schelling-Salon“ übrigens noch mehr, Tarock acht Euro und Rommé zehn Euro. Die Begründung: Die Gebühr fürs Karteln habe es schon immer gegeben, denn Kartenspieler würden weniger Umsatz bringen als andere Gäste.
Laut den Betreibern des „Schelling-Salon“ gehe es bei ihnen gegenüber Kartlern noch freundlich zu. Denn woanders würden Wirte Kartenspielern genau aus diesem Grund die schlechtesten Plätze im Lokal zuweisen – in der Nähe der Toiletten wo es ständig zieht. Andere Wirte wiederum würden Kartenspielen sogar ganz verbieten. Dazu gehören zum Beispiel das Wirtshaus „Zum Franziskaner“ oder das „Wirtshaus in der Au“.
Schafkopfen – Ein Teil der Münchner Wirtshauskultur
Wiggerl Hagn – Wiesn-Wirt, Wirtshaus-Wirt, Ehrenpräsident des Gaststättenverbandes und selbst Schafkopfer – findet das schade: „Schafkopfen ist ein Münchner Brauch, eine Kultur.“ Denn wer in einer Wirtschaft kartelt, sei dort meist Stammgast. Und ein Wirtshaus ohne Stammgäste sei kein Wirtshaus. Auch Wilhelm Blum, Ehrenvorsitzender des „Ersten Schaffkopfverein München“, sieht die aktuelle Entwicklung kritisch: „Manche Wirtshäuser freuen sich noch, wenn wir kommen. Aber es werden weniger“. Auch eine Gebühr fürs Karteln sei widersinnig, weil Kunden sich in Wirtshäusern wohlfühlen sollten, „und nicht ausgenommen“.
Für die Präsidentin des bayerischen Gaststättenverbandes, Angela Inselkammer, ist das Schafkopfen eine „urbayerische Tradition“, die in jede bayerische Wirtschaft gehöre. Natürlich könne die Erlaubnis zum Karteln den Wirtshäusern nicht von oben verordnet werden. Denn jeder Wirt darf sein eigenes Hausrecht ausüben. Bis zu einem gewissen Grad kann Angela Inselkammer das Problem in München nachvollziehen. Denn auf dem Land gibt es unter Wirten weniger Konkurrenz als in der Stadt. Deshalb fällt es Wirten auf dem Land leichter, Tische für Kartler freizuhalten.
Schafkopfen in München: Hier sind die Kartler nach wie vor willkommen
Lichtblicke für Münchner Kartenspieler gibt es dennoch. Einige Wirte wie Christian Vogel, Betreiber des Augustiner-Keller, haben sich bewusst für eine Kartel-Erlaubnis entschieden. Lokalbetreiber Simon Donatz hat als Kartler bei anderen Wirten schlechte Erfahrungen gemacht. Darum hat er Ende 2015 sein eigenes Wirtshaus „Trumpf oder Kritisch“ eröffnet, wo Karteln ausdrücklich erwünscht ist. Die Spielkarten gibt es hier sogar geschenkt.
Im Gegensatz zum „Schelling-Salon“ freut sich Simon Donatz über Kartenspieler, auch aus seiner Sicht als Wirt: Der Kartler sei „bieraffin, isst gern, hält sich oft in Wirtshäusern auf und weiß deshalb, wie man sich dort benimmt.“ Außerdem seien Kartler meist treue Stammgäste.
In diesen Münchner Lokalen ist Karteln erlaubt:
- Neu! Irmi (Goethestraße4, direkt am Hbf)
- Trumpf oder Kritisch (Feilitzschstraße)
- Augustiner-Keller (Arnulfstraße)
- Hofbräuhaus am Platzl
- Augustiner Bürgerheim (Westend)
- Fraunhofer (Glockenbachviertel)
- Weißes Bräuhaus (im Tal, in der Schwemme, vorne)
- Brünnstein (Ostbahnhof)
- Tattenbach (Lehel)
- Bräustüberl der Forschungsbrauerei (Nähe S‑Bahnstation Perlach)
- Johannis Cafe (Haidhausen)
In Anlehnung an: tz vom 5. März 2017 / Tobias Scharnagl